Die Automobilgeschichte ist voll von irren Studien, die erst
begeisterten und dann verschwanden. Wir zeigen die gewagtesten Visionen.
Diesmal: Ein genialer Entwurf, den Volvo verschmähte und einem
Konkurrenten überließ.
Dabei war der Wagen auf Basis des Volvo 343, der seit 1976 auf dem
Markt war, so gut wie fertig entwickelt. Vermutlich hätte er dem zu
dieser Zeit eher klobig-biederen und überaus statischen Design der
schwedischen Marke einen erfrischenden Akzent verpasst. Diese Chance war
nun vertan – sie wurde aber dennoch genutzt: von Citroën. Der
französische Hersteller wurde rasch einig mit Bertone, und der Volvo
Tundra verwandelte sich in den Citroën BX.
Vom Volvo zum Citroën in drei Jahren
1982
kam das Citroën-Modell auf den Markt. Nicht mit Klappscheinwerfern und
auch nicht als Zwei-, sondern als Viertürer, doch die Grundform wurde
nahezu beibehalten. Und damit war der BX ein unverwechselbares Auto. Mit
einem geradlinigen Karosseriekörper und einem fließenden Aufbau, mit
einem zwar nicht digitalen, aber dennoch originellen Cockpit. Es gab
einen Walzentacho sowie sogenannte Bediensatelliten am Lenkrad (eine Art
Lenkstockhebel mit mehreren Tasten, über die das Radio bedient werden
konnte). Allerdings wurden diese Elemente bei der Modellpflege des BX
1986 durch konventionelle Lösungen ersetzt.
Dennoch festigte Citroën mit dem BX seinen Ruf als
experimentierfreudiger Autohersteller. Das charakteristische Design
wurde mit dem Oberklassemodell XM ab 1989 weiterentwickelt. Vor allem
aber war der BX ein ökonomischer Erfolg: In zwölf Jahren Bauzeit wurden
mehr als 2,3 Millionen Exemplare gefertigt.
Ideengeber für gleich zwei Marken
Auch
bei Volvo hinterließ die Stilistik der Studie Tundra Spuren. Das 1986
auf den Markt gekommene Coupé trägt einige Elemente des
Bertone-Konzepts, darunter Klappscheinwerfer, gläserne Heckklappe und
Digitalcockpit. Bertone und Volvo setzten trotz des
Tundra-Missverständnisses ihre Zusammenarbeit fort. Der Volvo 780, ein
wuchtiges Coupé, wurde nicht nur von Bertone gestaltet, sondern ab 1985
auch in einer Auflage von mehr 8500 Exemplaren in Norditalien gebaut.
Der Tundra parkte zu dieser Zeit schon in der hauseigenen Sammlung am
Firmensitz in Grugliasco. Diese wiederum wurde – nach der Insolvenz von
Bertone 2014 – vom »Automotoclub Storico Italia« (ASI) für rund 3,5
Millionen Euro als Ganzes aufgekauft. Heute sind der Tundra und 78
weitere Bertone-Schöpfungen im Volandia-Museum in unmittelbarer
Nachbarschaft des Mailänder Flughafens Malpensa zu sehen.
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